Zu viel Produktion. Postones Neuinterpretation der Marxschen Theorie leistet eine kategoriale Kritik mit Defiziten, Michael Heinrich
in: Jungle World 29, 7. Juli 2004
Moishe Postone hat ein gewichtiges Werk zu zentralen, kategorialen Fragen der Marxschen Ökonomiekritik vorgelegt. Dabei handelt es sich keineswegs um eine bloß akademische Übung. Fluchtpunkt auch noch seiner abstraktesten Erörterungen ist die Frage, wie die Umbrüche des gegenwärtigen Kapitalismus zu analysieren sind.
Postones Kritik richtet sich zunächst gegen den „traditionellen“, in der Arbeiterbewegung vorherrschenden Marxismus, für den Ausbeutung, Klassenherrschaft und vor allem eine positiv verstandene proletarische Arbeit, die, vom Kapital unterdrückt, sich im Sozialismus endlich verwirklichen sollte, zentrale Bezugspunkte waren. Dieser Marxismus sei nicht nur für die Analyse ungeeignet, auch dessen Sozialismuskonzeption, die lediglich auf eine Veränderung der Eigentumsverhältnisse zielte, nicht aber auf eine grundlegende Umwälzung der Produktionsweise, biete keine wirklich emanzipatorische Perspektive.
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